Zukünfte am Ende des Kalten Krieges

Das Jahr 1989/90 gilt als Zäsur: Mit dem Ende des Kalten Krieges verschwand die bipolare Weltordnung, welche die Geschichte des 20. Jahrhunderts bestimmt hatte, und zugleich nahm eine fast beispiellose sozioökonomische Transformation in den Gesellschaften Ostmitteleuropas ihren Lauf. Ein neues, im Frühjahr 2019 gestartetes Projekt, das am Berliner Kolleg Kalter Krieg angesiedelt ist, richtet den Blick auf die Interaktion von Erfahrungsräumen und Erwartungshorizonten in einer Zeit beschleunigter, ja dramatischer Veränderungen. Untersucht werden individuelle und kollektive Zukunftsentwürfe, ihre diskursive und emotionale Aneignung und die damit verbundenen Praktiken der Ausgestaltung, Planung oder Erhaltung der Zukunft in einer dynamischen Umbruchszeit. Das Projekt leuchtet nicht nur Zukunftsvorstellungen sui generis aus, sondern fragt nach deren Funktion, Wirkung und Verbindung mit konkretem Zukunftshandeln von Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Der Untersuchungszeitraum reicht von 1987/88, als KPdSU-Generalsekretär Michail Gorbatschow vom „gemeinsamen Haus Europa“ sprach und vor der UN-Vollversammlung eine „neue Weltordnung“ ankündigte, bis zum ersten Abschluss der sozioökonomischen Systemtransformation in Deutschland 1993/94 und zur Verkündung des Development Programme der Vereinten Nationen 1994.

Das Projekt, das von Elke Seefried und stellvertretend von Agnes Bresselau von Bressensdorf geleitet wird, besteht aus drei Teilprojekten, die am Institut für Zeitgeschichte München – Berlin angesiedelt sind:

- New World Order? US-amerikanische und bundesdeutsche Zukünfte am Ende des Kalten Krieges, 1988–1994 (Bearbeiter: Peter Ridder)

- Zukünfte am Ende des Kalten Krieges. Nationales Selbstverständnis im deutsch-deutschen Transformationsprozess 1989–1992 (Bearbeiterin: Helena Gand)

- Erwartungen und enttäuschtes Vertrauen? Deutsch-sowjetische/russische Kulturbeziehungen in der Transformationsphase (Bearbeiterin: Susanne Maslanka)