Sportstättenbau in Ost-Berlin 1950/51. Ein vernachlässigtes Feld in der Geschichte des Kalten Krieges und der deutschen Teilung?

Brown Bag Breakfast mit Ulrich Pfeil

Do, 5.5.2022, 9:30 bis 11:00
Berliner Kolleg Kalter Krieg

Nur auf Einladung.

„Während man in Westdeutschland auf Befehl der Wall-Street-Herren Kasernen und Truppenübungsplätze baut, um die Jugend in den Tod zu führen, schufen wir große und schöne Friedensbauten, Sport- und Kulturstätten, in denen sich die Jugend der Welt zu besserem Leben, zu Freude und Frieden vereint“, sagte DDR-Ministerpräsident Otto Grotewohl bei der Eröffnung der Weltfestspiele der Jugend und Studenten im August 1951 in Ost-Berlin. Die deutsch-deutsche Systemkonkurrenz im Kalten Krieg hatte zu diesem Zeitpunkt einen neuen Höhepunkt und wurde auch auf dem Felde der Architektur und des Sportstättenbaus ausgetragen. Noch bevor die großen Wohnungsbauprojekte in der DDR in die Tat umgesetzt wurden, waren in Ost-Berlin sechs große Sportstadien entstanden (u.a. Walter-Ulbricht-Stadion, Werner-Seelenbinder-Halle, Deutsche Sporthalle), die nicht alleine die Bedeutung des Sports im Kalten Krieg unterstreichen, sondern auch den von Moskau oktroyierten städtebaulichen Übergang vom Bauhaus zum sozialistischen Realismus und den Kampf gegen Kosmopolitismus spiegeln. Zugleich waren sie ein Zeichen für die zunehmende Teilung der ehemaligen Reichshauptstadt. Ausgehend von der These, dass Architektur die politischste, weil zugleich öffentlichste Kunst ist, soll in diesem Vortrag das Beziehungsgeflecht von Politik und Architektur im jungen SED-Staat unter die Lupe genommen werden. Ein Hauptaugenmerk soll dabei auf dem sich nach 1949 beschleunigenden Prozess der politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Sowjetisierung der DDR liegen, der gerade auch im Sportstättenbau seinen Niederschlag fand.

 

Ulrich Pfeil ist Professor für Deutschlandstudien an der Université de Lorraine (CEGIL-Metz).